ICH + ICH - vielleicht ganz

Eine Frau hält einen zerbrochenen Spiegel in ihren Händen und schreit verzweifelt ihr Spiegelbild an.

Ein Portrait innerer Welten

In den vergangenen Wochen durfte ich 32 Menschen mit meiner Kamera begegnen.

32 Menschen, denen man es oft nicht ansieht, welchen Schmerz, welche Verzweiflung in ihnen wohnt. Oder, manchmal eben doch.

Worum geht es in diesem Projekt?

„ICH + ICH – vielleicht ganz“ ist ein künstlerisches Fotoprojekt in Zusammenarbeit mit Anne Möx und dem Atelier der Möglichkeiten vom Sozialwerk St. Georg.

Unser Anliegen: die Vielschichtigkeit des Selbst innerhalb psychischer Erkrankungen sichtbar zu machen.

Im Mittelpunkt steht die Idee, dass wir nicht nur eine Version von uns sind.

Wir sind viele: zarte, wilde, starke, verletzliche, leise oder laute Anteile.

Durch die Begegnung mit der Kamera (und mir) lädt das Projekt dazu ein, diesen inneren Facetten Ausdruck zu verleihen. Ohne Bewertung. Ohne Schubladen.

Es öffnet einen Raum für tiefe, persönliche Begegnungen.
Eine Einladung zur Selbstbegegnung, zur Reflexion, zum Erkennen – und vielleicht auch zur Versöhnung mit all dem, was wir sind.

Nicht perfekt. Aber vielleicht ganz.

Mann mit Kopfhörern, dessen Gesicht im Rauch einer E-Zigarette verschwindet

Warum ist mir das so wichtig?

Weil mentale Erkrankungen noch immer viel zu oft ein Tabu sind.

„In Deutschland sind jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17,8 Millionen Menschen – doch nur 18,9 % nehmen professionelle Hilfe in Anspruch.”

Quelle: DGPPN, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde

Ich selbst kann mich nicht erinnern, dass es je eine Zeit in meinem Leben gab, in der mentale Gesundheit kein Thema war.

Und obwohl das Thema so präsent ist – ist es zugleich so unsichtbar.

Es wird einfach noch immer viel zu selten darüber gesprochen.

Ich bin Fotografin.
Ich halte Erinnerungen fest.
Ich helfe Frauen, sich selbst wiederzusehen – ihr Selbstbewusstsein wiederzuentdecken.

Und so war es nur logisch, noch einen Schritt weiterzugehen.
Denn Small Talk und Oberflächlichkeiten – das bin ich nicht.

Oberflächliche Gespräche fühlen sich für mich oft etwas fremd an.

Diese Begegnungen hingegen gingen tiefer – so viel tiefer.
Und ich bin zutiefst dankbar und voller Demut, dass ich dieses Projekt umsetzen durfte.

Ein Mann sitzt auf einer Treppe. Sein Gesicht und sein Körper werden rechts vom Schatten verdeckt

Wie lief das ab?

Wenn möglich, hatte ich vorab ein ausführliches Gespräch mit den Teilnehmer:innen.
Oft sind in diesen Gesprächen schon erste Bilder in mir entstanden, die wir später umgesetzt haben.
Manchmal hatten die Teilnehmer:innen selbst klare Ideen – auch diese haben wir gemeinsam zum Leben erweckt.

Warum?

Zur Dokumentation.

Als Momentaufnahme.
Als Teil eines Heilungsprozesses.
Als Brücke ins Innere.

Ein Versuch, Schattenanteile zu integrieren – nicht entweder oder, sondern sowohl als auch.

Die meisten Menschen, die vor meiner Kamera standen, kannte ich nicht.
Sie haben mir ihre Geschichten erzählt – über Traurigkeit, Hilflosigkeit, Wut, Hoffnung, Verzweiflung, unaussprechliche Erlebnisse und tiefe Wunden.
Manchmal haben wir gemeinsam geweint.

Es waren unterschiedliche Geschichten.
Unterschiedliche Diagnosen.
Unterschiedliche Lebensalter.
Unterschiedliche Wege der Heilung.

Für mich war es eine besondere Art der Begegnung –
für einen kleinen Moment wurde ich Zeugin ihrer Geschichte.
Wie ein Spiegel, durch den ihre Welt hindurchfloss – und zurück zu ihnen fand.

Ich liebe es, in diese tiefe Verbindung zu Menschen zu gehen.
Für Geborgenheit. Für Wahrheit. Für das, was gerade da ist.

ICH + ICH – das ist so viel mehr als ein Fotoprojekt.
Es ist eine Einladung, sich selbst zu erkennen.
Nicht im Sinne von vollständig oder endgültig.
Sondern wahrhaftig, liebevoll, menschlich.

 

Eine Frau im Hoodie hockt im Wald. Die Kapuze über den Kopf gezogen und die Augen sind geschlossen.

Einladung zum Gesprächsabend

Am 28. Mai findet im Rahmen des Foto-Festivals in Schmallenberg ein Gesprächsabend statt.

ICH + ICH – vielleicht ganz. Ein Porträt innerer Welten
Dienstag, 27. Mai 2025 | 18:30 Uhr

Dritter Ort Schmallenberg im Holz- und Touristikzentrum
Poststraße 7, 57392 Schmallenberg

Wenn dich das Projekt berührt hat, lade ich dich von Herzen ein, einen Teil der entstandenen Werke und Geschichten mit eigenen Augen zu sehen.

Ich freue mich auf dein Kommen.

Link zum Flyer 

Eine Ausstellung wird es auch geben. Anfang 2026 im Lenne Atelier in Schmallenberg.

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Warum ich fotografiere